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Kuckei+Kuckei, Berlin

20.01.– 10.03.2007

Hlynur Hallsson – On the road


Hlynur Hallson ist immer on the road. Der Isländer ist ein Reisender zwischen den Kontinenten und Kulturen, der aus Interesse an den Menschen den Kontakt und das Gespräch mit seinem Gegenüber sucht. Bei diesen Begegnungen entsteht eine Fülle von Momentaufnahmen, die auch für seinen Fotozyklus „Myndir - Bilder - Pictures“ der Jahre 2000 bis 2005 grundlegend sind. Es handelt sich dabei um Fotografien, die mit einem dreisprachigen Text kombiniert sind. In ihrer Gesamtheit ergeben sie ein „Roadmovie“, der sich aus Hallssons Erlebnissen und Erinnerungen zusammensetzt und wie eine Art Tagebuch funktioniert. Losgelöst von einer chronologischen Ordnung werden in diesem Zyklus Familienszenen mit Fotos von Freunden und fremden Menschen, Aufnahmen unterschiedlicher Landschaften und Orte mit Bildern aus dem internationalen Kunstbetrieb aneinandergereiht. Vor diesem Hintergrund ergibt sich ein bunter, mitunter sehr privater Bilderreigen aus Hallssons Leben, der scheinbar belanglos daherkommt, aber in der Verschränkung mit den Texten eine geradezu unglaubliche Wirkung entfaltet. Zu jedem Foto erzählt uns Hallsson in Isländisch, Deutsch und Englisch eine kurze Geschichte. Diese sprachliche Reihenfolge wird auf allen Arbeiten konsequent durchgehalten und verweist zugleich auf den kommunikativen Horizont des Künstlers. Isländisch ist seine Muttersprache, Deutsch die Sprache seiner zweiten Heimat und Englisch eine Weltsprache. Spätestens hier zeigt sich deutlich, welche essentielle Rolle Sprache und Kommunikation im Werk des Isländers spielen. Hallssons Geschichten, die lediglich aus einfachen Haupt- und Nebensätzen bestehen, erreichen uns unmittelbar und wirken sofort.

 


Dieser Effekt hängt vor allem mit der Art, wie sich der Künstler uns mitteilt, zusammen. So beginnt er beispielsweise die Geschichte über eine Ballonfahrt mit seinem Sohn Hugi, der diese Fahrt anläßlich seines 10. Geburtstages geschenkt bekommen hat, vollkommen harmlos. Doch die Erzählung nimmt eine Wendung und verliert an Leichtigkeit, als der Künstler für einen Augenblick an das Buch „Liebeswahn“ von Ian McEwan denken muß, in dem es ebenfalls um eine Ballonfahrt geht, die allerdings nicht gut endet. Die Möglichkeit des Absturzes und das Buch, das den Künstler daran erinnert - es ist gerade diese minimale Verschiebung im Zusammenhang mit der Erzählung, welche die Geschichte aus ihrer Banalität und Alltäglichkeit herausrückt. Einfachheit und Komplexität zeichnet nicht nur diese Geschichte aus. Die Ambiguität zieht sich wie eine Konstante durch den gesamten Zyklus und taucht auch in der Arbeit auf, die den Innenhof des Messegebäudes der Art Basel zeigt. Bei schönem Wetter versammeln sich dort viele Besucher. Es ist ein kommunikativer Ort. Doch wer käme, wenn nicht Hallsson, auf die Idee, die Plauderei der Menschen mit der Geräuschkulisse eines Vogelfelsens zu vergleichen? Für den Künstler scheint dieser Vergleich nahe zu liegen, für uns hingegen offenbart er die Grenzen unserer Wahrnehmung, ermöglicht uns aber gleichzeitig unseren Horizont zu erweitern. Hallssons Geschichten haben etwas Referentielles. Sie sagen uns etwas über ihn als Menschen und seine Sicht auf die Dinge. Vielleicht muß man aus Island kommen, um die Welt so wie er zu sehen.

Claudia Rahn

Hlynur Hallsson – On the road


Hlynur Hallsson is always “on the road.” The Icelander is a traveler between continents and cultures who, because of his interest in his fellow man, is always looking for contact and conversation with those around him. These meetings yield a wealth of snapshots that form the basis for his photo cycle “Myndir – Bilder – Pictures” from the years 2000 – 2005. These are photographs integrated with a trilingual text. In their totality they give rise to a “road movie” created from Hallsson’s experiences and memories and which functions as a kind of diary. Released from any chronological order, family scenes are threaded together with photos of friends and strangers, shots of different regions and towns are interspersed with images from the international art world. Before this background emerges a colorful and very private sequence of images from Hallsson’s own life that seems to arise casually, but interwoven with the texts creates a virtually incredible effect. For each photograph Hallsson tells us a brief story in Icelandic, German and English. This linguistic sequence is maintained consistently for all the works and at the same time is a reference to the artist’s communicative horizons. Icelandic is his native language, German the language of his second home, and English a world language. Ultimately this clearly demonstrates what a pivotal role language and communication play in the work of this artist from Iceland. Hallsson’s narratives, created of only simple sentences and subordinate clauses, move us with their immediacy -- the result of how directly the artist has communicated with us.

 


For example, he begins the story of a hot air balloon ride with his son Hugi on the occasion of Hugi’s 10th birthday with utter innocence. But the tale takes a darker twist and loses its idyllic atmosphere when the artist’s thoughts turn for a moment to Ian McEwan’s book “Enduring Love” [“Liebeswahn”], which also describes a balloon ride -- but one that does not end well. The possibility of a crash and the book that reminds the artist of this – these are precisely what delivers the slight shift within the narrative that rescues the account from quotidian banality. It is not merely the juxtaposition of simplicity and complexity that distinguishes these stories. Ambiguity is a constant that runs through the entire cycle and also appears in the work showing the courtyard of the Art Basel Conference Center. In nice weather many visitors gather there; it is a communicative place. But who, if not Hallsson, would have come upon the idea of comparing the chatter of humans with the background sounds of a bird cliff? For the artist this comparison seemed obvious; but for us he has opened the limits of our perceptions, and at the same time he has made it possible for us to expand our horizons. Hallsson’s stories have referential qualities. They tell us something about him as a person and his vision of things. Perhaps it is necessary to come from Iceland in order to see the world as he does.

Claudia Rahn
Translated by Lois Feuerle