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Gröpelingen, Bremen 15.03.-24.04.2002 - Horst Griese

Das Projekt.
In den bisherigen Projekten dieser Reihe entwickelten die Künstlerinnen und Künstler ihre Werke aus den örtlichen Besonderheiten. Der isländische Künstler Hlynur Hallsson verfährt umgekehrt: er infiltriert den Stadtteil in einer öffentlichen Aktion mit zehn Schnappschüssen aus seinem privaten Fotoalbum. An zehn allgemein zugänglichen Orten in Gröpelingen und Walle wird Hlynur Hallsson Kartenständer plazieren, aus dem sich alle Leute bedienen dürfen. Die Karten im Format A5 sind mit einfachen Texten in zehn Sprachen (darunter auch isländisch, türkisch, kurdisch und nigerianisch) versehen. Für jeden Ort gibt es eine eigene Karte. Alle Standplätze werden auf einem begleitenden Poster veröffentlicht. Die Dauer des Projektes wird durch die Nachfrage des Publikums bestimmt: solange der Vorrat reicht! Die Kartenständer können auch skuptural verstanden werden - als eine Plastik, die sich im Laufe des Projektes auflöst und deren Aktionsraum sich in dem Maße erweitert wie sich ihre einzelnen Bestandteile unter sie Menschen verteilen.
Eine Karte von Hlynur. Im Januar1999 habe ich eine Karte von Hlynur erhalten. Sie zeigt in fröhlich-bunten Farben ein beheiztes, sonnenbeschienenes Thermalfreibad in Island. Menschen vergnügen sich im und um das Wasserbecken. Auf die Rückseite hat Hlynur einen Text auf isländisch geschrieben. Kaum etwas ist dabei, das mir verständlich wäre. Dennoch bereitet es mir Freude, daß Hlynur sich die Mühe macht, mir trotz meines vorhersehbaren Unverständnisses etwas in seiner Sprache mitzuteilen.

 





Bedeutung ist nicht unverrückbar gegeben. Sinnzusammenhänge existieren nicht losgelöst von Ort und Zeit. Sie rekonstruieren sich immer wieder neu in konkreten Akten des Sprechens und des Handelns. An solchen elementaren Lebenserfahrungen und Zusammenhängen setzt Hlynur Hallsson an. Er variiert Elemente der Kommunikation, das meint: Prozesse die Einschlüsse und Aus-schlüsse gleichermaßen produzieren. "Wichtig" heißt eine Postkartenserie, die nach einer Videoarbeit entstand und auf der Menschen in ihrer jeweils eigenen Landessprache (und damit in der Regel auch nur für ihre Landsleute verständlich) ihre brennensten Wünsche mitteilen. "Hier" lautet der Titel einer anderen Arbeit, einer Zeitung die Bilder aus der Heilbronner Stimme mit dreisprachigen Bildunterschriften einer isländischen Tageszeitung kombiniert. Mal klaffen Bild und Text völlig auseinander, mal scheinen sie sich zu ergänzen. Zum "Interview" lud Hallsson Museumsbesucher in Oslo ein, die vor laufender Kamera mit ihm Gespräche führten, die er ausschließlich in isländischer Sprache - und damit für sein Gegenüber zumeist unverständlich - bestritt.
Der offene Gedankenaustausch kennzeichnet auch das Verhältnis Hlynur Hallssons zu seinen Künstlerkolleginnen und -kollegen. Seinen privaten Wohnraum in Han-nover stellte er ihnen unter dem Label "Kunstraum Wohnraum" schon oft für Aus-stellungen zur Verfügung. "Blatt Blað" heißt das von ihm editierte Kunst- heft im Kleinformat, in dem Künstler unzensiert die Seiten gestalten. "Jeder darf etwas für das Blatt machen" heißt es auf Seite eins. Im Februar erschien die Nr. 38!

 




The project.
The artists in the previous projects of this seeeeeeries developed their works by proceeding from special on-site features. The Icelandic artist Hlynur Hallsson does just the opposite: in a public campaign he will infiltrate a city quarter with ten snapshots from his private album. At ten public locations in the Gröpelingen area of Bremen, Hlynur Hallsson plans on setting up postcard racks which may be accessed by anyone. The A5-sized cards contain simple texts in ten languages (including Icelandic, Turkish, Kurdish and Nigerian). Each location has its own card. All locations are published on an information sheet accompanying the rack. The duration of the project depends on public demand: as long as supplies last! The card racks can also be regarded as sculptures which dissolve in the course of the project and whose radius of action expands to the extent that its individual components are spread among people.
A postcard from Hlynur. In January 1999 I received a card from Hlynur Hallsson. It showed a heated, sun-splashed thermal outdoor pool in Island, bathed in cheerful bright colors. People enjoying themselves in and around the pool. On the back of the card Hlynur has written a message in Icelandic. There is hardly anything in it that I can understand. Nevertheless I am quite happy that Hlynur has gone to the effort telling me something in his language despite my foreseen incomprehension.

 





Meaning is not given as something unalterable. Its context cannot exist outside of time and space. It is constantly in the process of reconstructing itself in concrete forms of speech and action. Such elementary experiences and relationships are the starting point for Hlynur Hallsson’s work. It modifies elements of communication – both in what it includes as well as excludes. "Important" is the title of a postcard series based on a video piece on which people write what matters to them in their own language and understood only by their fellow countrymen. "Here" is the name of another work, a newspaper which combines pictures from the "Heilbronner Stimme” newspaper with photo captions in three languages taken from an Icelandic daily. At times the picture and text clearly diverge, at other times they seem to complement each other. For "Interview" Hallsson invited museum visitors in Oslo to hold conversations with him in front of a running camera, which Hallsson conducted exclusively in Icelandic – and thus incomprehensible to most of his discussion partners.
The open exchange of ideas also characterizes Hallsson’s relationship to his fellow artists. He has often provided them with exhibition space in his own living room in Hannover under the label "art room living room”. He also is editor of "Blatt Blað", a small-format art journal whose uncensored layout is left completely to other artists. "Everyone can do something for the paper” is the motto appearing on page one. Last February saw the publication of its 38th issue!